Robustheit in Produktionssystemen
Störungen & Herausforderungen im Produktionsalltag: Ist Ihr Produktionssystem robust ausgelegt?

Nachträgliche Auftragsänderungen, Fehlteile oder neue Produktionstechnologien - Wie erfolgreich ein Produktionssystem mit solchen Einflüssen oder ähnlichen Herausforderungen im heutigen Produktionskontext umgeht, hängt entscheidend von seiner Robustheit ab. Denn diese bestimmt, ob und wie stark das System bei Störungen von seinem Normalzustand abweicht. Somit sollte die Robustheit sowohl in der Auslegung eines Produktionssystems selbst als auch in der Produktionsplanung berücksichtigt werden.
Schnell werden im Produktionsalltag einem System oder Prozess pauschal eine niedrige Robustheit zugeschrieben. Doch was genau ist damit gemeint? Die Verzögerung einzelner Aufträge bei einer Störung, die schwankende Produktqualität oder die außerplanmäßigen Kosten bei einer Programmänderung?
Wird Robustheit als ganzheitliches Konzept verstanden, müssen die Auswirkungen einer Störung oder Veränderung auf allen Zielebenen eines Produktionssystems betrachtet werden. Das heißt, sowohl Änderungen der Produktions-Performance (bspw. Durchlaufzeiten oder Produktivität) als auch die damit einhergehenden Kosten- und Qualitätsabweichungen beeinflussen die Robustheit. Diese Betrachtungsweise führt dazu, dass Maßnahmen, die gerne zur Steigerung der Robustheit eingesetzt werden (insbesondere Puffer und Redundanzen), nicht unbedingt die erhoffte Wirkung erzielen. Denn viele dieser Maßnahmen führen zwar zu einer Verbesserung der Produktions-Performance, verschlechtern aber gleichzeitig die Kosten, die Produktqualität oder die Ausbringungsmenge.
Für die Praxis bedeutet das zum einen, dass Unternehmen ein systematisches Verfahren entwickeln sollten, um die Robustheit ihres Produktionssystems regelmäßig zu messen und neue Maßnahmen hinsichtlich ihrer Robustheitswirkung zu bewerten. Zum anderen sollten sich Unternehmen fragen, ob bestehende Maßnahmen nur symptomatisch eingesetzt werden und der wahre Grund für die mangelnde Robustheit an anderer Stelle zu verorten ist. Hierbei kann der Digitalisierung der Produktion eine zentrale Rolle zukommen, indem sie Produktionsdaten flächendeckend erhebt und eine gezielte Ursachenanalyse erlaubt.
In diesem Kontext führt der Lehrstuhl für Produktionswirtschaft der BTU Cottbus-Senftenberg momentan ein Forschungsprojekt zum Thema »Robustheit in Produktionssystemen« durch. Darin wird untersucht, was Robustheit in der Produktion überhaupt bedeutet, wie man sie messen kann und welche Maßnahmen sie beeinflussen.
Dazu soll in einer Online-Umfrage (Dauer ca. 15 min) der aktuelle Stand in der Industrie erfasst werden. Zielgruppe für diese Umfrage sind Beschäftigte der Produktion in Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes. Für jeden vollständig ausgefüllten Fragebogen spendet der Lehrstuhl Produktionswirtschaft 2€ an SOS-Kinderdörfer.
Die Ergebnisse werden in anonymisierter Form ausgewertet und veröffentlicht. Nach Abschluss der Untersuchungen werden diese allen Teilnehmern zur Verfügung gestellt.
▶ Zur Umfrage (Teilnahme bis zum 31.07.2020 möglich)