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Digitalisierung in Brandenburg

Erkanntes, genutztes & unentdecktes Potenzial: Wo steht der Mittelstand in Sachen Digitalisierung & Automatisierung?



Bereits seit 2015 unterstützt und begleitet das IMI Brandenburg kleine und mittelständische Unternehmen bei der Digitalisierung und Automatisierung ihrer Unternehmensprozesse. Die Erfahrungen aus diesen sechs Jahren der engen Zusammenarbeit mit den verschiedensten Brandenburger Unternehmen zeigt sehr deutlich, dass eine Veränderung eingesetzt und ein Umdenken stattgefunden hat.


Während noch zu Beginn insbesondere große Unklarheit bezüglich der Möglichkeiten und Nutzeneffekte zu verzeichnen waren, die aus der Integration technologischer Lösungen aus dem Bereich der Digitalisierung resultieren, rückt nun die Frage nach der richtigen Herangehensweise für eine konsequente Umsetzung von Digitalisierungsprojekten verstärkt in den Vordergrund.

Die Relevanz der Digitalisierung haben Unternehmer, Geschäftsführer, Produktionsleiter, Ingenieure und andere Gestalter ganz klar erkannt. Erste Ideen, welche unternehmensspezifischen Herausforderungen wie adressiert werden könnten sind zunehmend vorhanden. Die Vielzahl an technologischen Möglichkeiten und deren enormes Entwicklungstempo machen es allerdings schwer den Überblick zu bewahren, die richtigen Lösungen für das eigene Unternehmen zu identifizieren und vor allem deren Realisierung strategisch zu denken sowie klar strukturiert anzugehen.


Das zeigen auch die Ergebnisse der bisher durchgeführten Potenzialanalysen zur technologischen Reifegradbestimmung, die eine Schlüsselrolle in der Zusammenarbeit mit den Brandenburger Unternehmen einnehmen und als Grundlage für alle weiteren Handlungsschritte dienen. Sie ermöglichen die Identifizierung relevanter Unternehmensprozesse und Themenbereiche sowie deren systematische Betrachtung und Analyse, wodurch eine Standortbestimmung vorgenommen und mögliche Entwicklungspfade abgeleitet werden können. Dabei beleuchtet werden insgesamt 30 Indikatoren, die sich in die Kategorien Unternehmenskultur & -strategie, Produktion und Prozesse untergliedern.


Neben einer Einschätzung bzgl. des Status Quo, vermitteln die aus den durchgeführten Potenzialanalysen gewonnenen Erkenntnisse einen spannenden Eindruck über die Art und Weise, wie kleine und mittlere Unternehmen in Brandenburg mit den Themen Digitalisierung, Automatisierung und Innovation umgehen. Die wesentlichsten Aspekte werden folgend zusammengefasst aufgeführt.



Strategie & Unternehmenskultur

Das Vorhandensein und konkrete Festhalten einer übergeordneten Strategie ist einer der Schlüsselfaktoren, der die erfolgreiche Einführung digitaler Technologien maßgeblich mitbestimmt. Sie gibt Orientierung, stellt die Weichen für die Zukunft und hilft dabei, alle relevanten Aspekte und Akteure übergreifend zu adressieren.


Die hohe Bedeutung eines strategischen Umgangs mit Innovationsaktivitäten spiegelt sich in den Ergebnissen der durchgeführten Analysen wieder: sofern Digitalisierung- und Automatisierungsthemen Berücksichtigung im Strategieprozess finden, sind Produktion und Prozesse überdurchschnittlich gut aufgestellt. Unternehmen, bei denen das der Fall ist, legen neben einer Strategie und klaren Verantwortlichkeiten Wert auf kontinuierliche Investitionen und Kooperationen mit Forschungseinrichtungen. Hierdurch sichern sie sich immer wieder neue Ideen und einen Blick von außen. Im Vergleich zu branchenspezifischen Mitstreitern liegen diese bezogen auf nahezu alle 30 Indikatoren wesentlich über der Norm.


Ein Bewusstsein über den hohen Stellenwert einer Digitalisierungsstrategie und damit verbundenen nicht-technisch orientierten Lenkungsaufgaben ist bisher in nur begrenztem Umfang vorhanden. So spielen neben den oben bereits angesprochenen Fakten Themen wie Innovationsmanagement, kennzahlenbasierte Dokumentation und Leistungsmessung oder aber eine vordergründig auf digitale Kompetenzen ausgerichtete Mitarbeiterqualifizierung bei weniger als der Hälfte der befragten Unternehmen eine übergeordnete Rolle.



Produktion

Während strategische Fragestellungen eine untergeordnete Rolle spielen, dominiert im Gestaltungsfeld »Produktion« zumeist eine Fokussierung auf den Kernprozess der Wertschöpfung und damit in Zusammenhang stehende Technologien. Hinsichtlich der rein für die Produktion und Fertigung erforderlichen technologischen Infrastruktur werden Investitionen für ein Nach- bzw. Aufrüsten getätigt. Der technische Stand von Maschinen und Anlagen genügt vielerorts bereits zukünftigen Anforderungen, ein vollumfängliches Ausschöpfen daraus resultierende Potenziale findet allerdings nur stellenweise statt. So wird z.B. eine Vielzahl an Daten im Fertigungsprozess erfasst, aber noch zu wenig weiter genutzt.


Obwohl eine Vielzahl der betrachteten Unternehmen vorrangig kundenspezifische Aufträge mit kleinen Losgrößen fertigen, sind die Produktionsprozesse und Produkte nicht auf die Fertigung kleiner Losgrößen spezialisiert. Dieses Manko wird mit viel „Manpower“ und Organisationstalent zu Lasten der Effizienz ausgeglichen.


Die Erfahrungen zeigen, dass überwiegend reaktiv getätigte Investitionen Ideen beflügeln und helfen, weitere Innovationen proaktiv anzugehen. Nicht selten lassen die Neuanschaffungen ein Bewusstsein über neue Möglichkeiten sowie ergänzende Funktionalitäten entstehen. Sie sind Ideen- und Impulsgeber für weitere Vorhaben und führen bei einigen Unternehmen dazu, die Digitalisierung in anderen Bereichen ebenfalls anzugehen.



Prozesse

Hinsichtlich einer lückenlosen Vernetzung von Geschäftsprozessen sowie einer zunehmend, auf anfallende Daten basierende Steuerung und Auslegung unternehmerischer Abläufe zeigen sich Unternehmen eher verhalten. So werden bereichsübergreifende Prozesse meist ohne den Einsatz spezieller Software organisiert. Bis zu einer kritischen Unternehmensgröße werden persönliche Absprachen digitalen Lösungen, wie beispielsweise Dokumentenmanagementsystemen oder cloudbasierten Applikationen vorgezogen. Bei bereits bestehenden IT-Systemen sind insbesondere hinsichtlich der Themen IT-Sicherheit und Zugriffskontrolle Aufholbedarfe zu verzeichnen.


Eine IT-seitige Unterstützung von Prozessen, die in Verbindung mit externen Anspruchsgruppen stehen, findet bereits statt. Dabei zeigen sich erste Ansätze, die eine digitale Anbindung von Kunden, Lieferanten und anderen Interessensgruppen ermöglichen. Neben der Nutzung von Kunden- und Lieferantenportalen zur unternehmensübergreifenden Verknüpfung von Geschäftsprozessen stechen hier bereits erste Vorreiter heraus, die das Potenzial datenbasierter Dienstleistungen erkannt haben.

So stattet beispielsweise ein im Süden Brandenburgs etabliertes Unternehmen seine Produkte mit umfangreicher Sensorik und Mobilfunktechnik aus, um Zustandsdaten orts- und zeitunabhängig verfügbar zu machen. Dadurch wird die Einsatzplanung für reguläre Wartungen und die Steuerung der Serviceteams bei Störungen erheblich erleichtert. Zudem stehen relevante Daten und Informationen weltweit ortsansässigen Servicefirmen zur Verfügung, sodass der Service auch bei international vertriebenen Produkten gewährleistet werden kann. Neben der dadurch generierten Umsatzsteigerung, eröffnet sich die Möglichkeit, Geschäftsfelder enorm zu vergrößern ohne die Produktionskapazitäten auszuweiten und sich somit viel breiter aufzustellen.


Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Unternehmen, die dieses Potenzial erkannt haben, wesentlich optimistischer in die Zukunft schauen.




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